Frida Perlen

von Brigitte Schuchard in Frauen.Freiheit.Frieden ISBN 978-3-86386-841-3
(4. April 1870 — 21. Dezember 1933)

Sie wurde in Ludwigsburg in eine jüdische Familie geboren und gehörte vor dem ersten Weltkrieg zu den aktiven Frauen im Frauenstimmrechts-Bund und von Anbeginn zur IFFF.

Gemeinsam mit Mathilde Planck, einem anderen Mitglied des Frauenstimmrechts-Bundes, schickte sie bei Kriegsausbruch ein Telegramm an Kaiser Wilhelm mit der Bitte, den Krieg noch zu vermeiden. Sie arbeitete im Februar 1915 als eine von vier deutschen Frauen — mit Anita Augspurg, Lida G. Heymann und Emmy von Schlumberger[1]so intensiv an der Vorbereitungssitzung für den Internationalen Frauen-Kongress in Den Haag mit, dass ihr die Behörden in Stuttgart kurzfristig den Pass entzogen und ihr die Ausreise in die Niederlande zum eigentlichen Kongress im April/Mai verweigerten.

Im Ersten Weltkrieg hat sie ihren Sohn verloren, was ihre pazifistische Haltung und Handlung noch verstärkte. Nach dem Krieg klagte sie die deutsche Frauenbewegung an, die in ihrer Mehrheit durch ihr Verhalten nicht frühzeitig zu einem Kriegsende beigetragen hätte. Sie wurde Mitglied in der DFG und baute in Stuttgart gleich nach dem Krieg eine IFFF-Gruppe mit auf. Von 1915-1933 gehörte sie zu den fünf (später sieben) Beauftragten der Deutschen Sektion, war Leiterin der Pressekommission und Mitglied in der Kommission für Wirtschaftsfragen (Bericht 1931). Sie fuhr nach dem Krieg wiederholt nach Frankreich, um für die deutsch-französische Annäherung zu wirken und in zerstörte Dörfer finanzielle Mittel und praktische Hilfe zu bringen. 1932 nahm sie am internationalen Frauen-Kongress in Amsterdam teil, bei dem sie Käthe Kollwitz und Clara Zetkin traf.

Mit ihren humanistisch-pazifistischen Ansprüchen stand sie im Gegensatz zur faschistischen Politik. Sie musste im Frühjahr 1933 vor den Nationalsozialisten in die Schweiz fliehen, traf dort die ebenfalls emigrierten IFFF-Frauen Anita Augspurg, Gertrud Baer, Lida G. Heymann u. a. Sie ging noch einmal nach Deutschland zurück und nahm sich am 21. Dezember 1933 das Leben.[2]

[1]      Lida G. Heymann: Erlebtes Erschautes, S.142

[2]      Florence Hervé / Ingeborg Nödinger: Lexikon der Rebellinnen, S. 215

Hering/Wenzel, S.155

Garz/Knuth: Constanze Hallgarten, S.160